„Wir lassen uns St. Martin nicht nehmen“

Die Forderung des Linken-Landeschefs nach einem Sonne-Mond-und-Sterne-fest fällt bei den Akteuren vor Ort glatt durch.

4000 Äpfel wurden gestern Nachmittag in den Mehrzweckraum des Rheinberger Stadthauses getragen. Außerdem Apfelsinen. Dazu Paletten mit Trinkpäckchen, jede Menge Süßigkeiten und noch viele andere Leckereien. „Vorpacken“ war angesagt, beschrieb Peter Maaß. Was der Präsident der „Tütenfüllkommission“ im Rheinberger Martinskomitee damit meinte: All das, was seine fleißige Truppe heute ab 8 Uhr in die Martinstüten für die Züge am Annaberg und in Rheinberg-Stadtmitte packen, wurde schon einmal parat gelegt. Umso zügiger läuft heute dann das eigentliche Befüllen der Tüten.

Schon gestern ein Thema: Der Vorstoß des Linken Landeschefs, der St.-Martin abschaffen und aus seinem Tag ein „Sonne, Mond und Sterne“-Fest machen möchte (RP berichtete). Die Meinung der Rheinberger dazu überrascht nicht: „Unmöglich!“ sagt Peter Maaß: „Wer das sagt, sollte mal hier mitmachen und sehen, wie sich die Kinder freuen.“ Die Meinung der Kommissions-Kollegen ist eindeutig: „Wir lassen uns St. Martin nicht nehmen.“

Auch Dieter Bartels als Präsent des 51 Mitglieder starken Rheinberger Martinskomitees kritisiert den Linken-Vorstoß als „unüberlegtes Handeln: Da ist jemand weit übers Ziel hinausgeschossen.“ Bei St.-Martin gehe es letztlich um Nächstenliebe, „und das ist doch etwas, das Christen und Muslime verbindet.“ Es geht um ein Anliegen, das von den Kindern verstanden wird. Es geht um die Freude, die den Mädchen und Jungen vermittelt wird. Um eine Botschaft von unschätzbarem pädagogischen Wert. Umso erfreulicher sei es, dass sich die Grundschule St.-Peter und die Gemeinschafts-Grundschule Rheinberg mit ihren beiden Standorten in diesem Jahr noch stärker in die Gestaltung des Martinsfestes einbrächten: Schulkinder werden aktiv das Martinsspiel mitgestalten und in eine kindgerechte Sprache bingen, und der Schulchor wird für eine ansprechende Umrahmung sorgen – „ganz und gar unabhängig von der Herkunft der Kinder und von ihrer Religion“, so Dieter Bartels.

„Wir haben die Diskussion mit Entsetzen zur Kenntnis genomen“, sagte gestern Dominik Karmann, stellvertretender Vorsitzender des St.-Martin-Vereins Sonsbeck. Im Mittelpunkt des Martinsfests, so wie es in der „Grünen Perle“ gefeiert wird, stehe die Botschaft, aufeinander Rücksicht zu nehmen und miteinander zu teilen. „Nur weil irgendein Papst Martin heiliggesprochen hat, ist es ein christliches Fest.“ Bei den Kindern, welcher Konfession auch immer, spiele die Religion aber keine Rolle. „Die freuen sich einfach wie die Schneekönige, wenn sie die Laternen basteln und die Tüten kriegen.“ Sollten Eltern Probleme mit dem Martinsfest haben, so sei es schließlich jedem freigestellt, mitzumachen oder nicht. „Wer nicht kommt, kommt eben nicht“, sagt auch, Karmanns Vater Hans-Paul, der den heiligen Martin in Sonsbeck darstellt. Dass die Politik sich in das Thema einmischt findet er schlicht „affig“.

Rheinische Post (erschienen: Samstag, 09. November 2013)
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