Der erste Martinszug nach dem 2. Weltkrieg musste noch von den Alliierten genehmigt werden. Als Initiatoren gelten Kaplan Bußmann und Rektor Lambert Janssen. Lambert Janssen († 1996) war von 1945 bis 1971 Vorsitzender des damaligen St.-Martinskomitees Sonsbeck. In diesen 26 Jahren hat er unendlich viel für den Martinsgedanken in Sonsbeck getan. Seine Ehefrau Maria kreierte in mühevoller Handarbeit die erste kostbare rote Martinsrobe.
Im Jahre 1971 übernahm Rektor Bertold Brey den Vorsitz und hatte ihn bis zum Jahre 1997 inne. Mit Leib und Seele übte er dieses schöne Amt vorbildlich aus. Mit „seinen“ Kindern in der Grundschule übte er jedes Jahr alte, neue und plattdeutsche Martinslieder mit der Gitarre ein. Dank seines großen Hobbys Fotografie hielt Bertold Brey das Martinsgeschehen Jahr für Jahr fest.
Als Zeichen des Dankes und der Anerkennung für vorbildliches Engagement im Vorstand seit dem Jahre 1951 und als Vorsitzender von 1971 bis zum Jahre 1997 wurde Rektor i. R. Bertold Brey im Jahre 2004 zum Ehren-Vorsitzenden ernannt.
Seit dem Jahre 1997 leitete Hans-Theo Vermöhlen, langjähriges Mitglied im Vorstand, den heutigen St.-Martin-Verein Sonsbeck e.V. Seit 2013 hat Johannes Jansen das Amt des Vorsitzenden vom ausscheidenden Hans-Theo Vermöhlen übernommen.
Mit Johann Rütten hatte der St.-Martin-Verein Sonsbeck e.V. ebenfalls einen wichtigen Zeitzeugen, saß er doch in der Zeit von 1947 bis zum Jahre 1990 insgesamt 35 Jahre im Sattel. Zwischendurch übernahmen Johannes Eilmanns, Theo Elsemann, Willi Hageney, Eduard Mott und Josef Nobis die Verantwortung als Martinsdarsteller. Die Pferde wurden seinerzeit vom Reiterverein „Graf Haeseler“ gestellt.
Im Jahre 2005 wurde Johann Rütten eine besondere Ehre zuteil: Er wurde aufgrund seiner besonderen Verdienste zum Ehren-St.-Martin ernannt.
Seit dem Jahre 1991 sitzt Hans-Paul Karmann als Martinsdarsteller im Sattel. Übrigens tritt Hans-Paul Karmann immer mit einem echten weißen Bart an, der nach dem Martinsfest wieder auf Normalmaß „gestutzt“ wird. In Sonsbeck symbolisiert man den St. Martin in der Uniform des römischen Offiziers. Den ersten Helm fertigte nach dem Krieg Franz Jacobs aus der Kartusche einer Granate.
Der Dichter August Strindberg sagte einmal:
„Vieles auf der Welt kommt zusammen,
aber selten die richtigen Paare.“
Das trifft aber nicht auf Konrektor i. R. und Künstler Gerd Mattissen zu, denn er stellt seit dem Jahre 1980 den Bettler dar und zwar im Zusammenspiel mit den Martinsdarstellern Johann Rütten und heute Hans-Paul Karmann. Mit gekonnten Dialogen bei der Mantelteilung zogen beziehungsweise ziehen diese Paare Kinder und Erwachsene gleichermaßen in ihren Bann und erinnern so an die Legende vom römischen Soldaten Martin und dem Bettler mit der immer noch aktuellen Botschaft vom Teilen.
In den Nachkriegsjahren wurde vorrangig bei den Bauern gesammelt. Dort erhielt der Verein Warenspenden in Form von Mehl, Milch, Zucker und Butter.
Für 450 Weckmänner je 250 Gramm benötigte die damalige Bäckerei Anton Quernhorst 90 Kilogramm Mehl, 60 Liter Milch, neun Kilogramm Zucker und sechs Kilogramm Butter. Im Archiv liegt eine Originalrechnung der Molkerei vom 23. November 1945, wo der Erwerb von 20 Litern Vollmilch zu 3,80 Reichsmark und 20 Litern Magermilch zu 1,40 Reichsmark dokumentiert ist.
Die überschüssigen Waren gingen seinerzeit an das Krankenhaus Sonsbeck. Dies geht aus einer Quittung vom 12. Januar 1948 hervor, die Kaplan Bußmann unterzeichnete.
Fackeln wurden nach dem Krieg vornehmlich durch ausgehöhlte Rüben vom Feld angefertigt. Mit der Laubsäge wurden Kirchen und Häuser hergestellt. Viele Fackeln waren sehenswerte Kunstwerke.
Leider liegen dem Verein keine Unterlagen mehr aus den Jahren vor 1945 vor. Zeitzeugen können sich gerne jederzeit beim Vorstand melden.
Im Jahre 2008 gab es bedeutende Weichenstellungen im Verein. Um die finanzielle Ausstattung durch weitere Spendeneinnahmen auf eine breitere Basis zu stellen, die rechtliche Stellung zu stärken und den Vereinszweck, nämlich die Durchführung des Martinszuges in Sonsbeck auch in Zukunft auf eine tragfähige Grundlage zu stellen, hat das bisherige Sankt-Martinskomitee eine neue Satzung beschlossen und sich umbenannt in St.-Martin-Verein Sonsbeck e.V.
Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das zustände Finanzamt und die Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht sind vollzogen.
Mit dem Martinsbrauchtum in Sonsbeck erinnert der St.-Martin-Verein Sonsbeck e.V. an einen Heiligen, der stets ein Gebender war. Mit unbeugsamer Stärke verfolgte er sein Ziel, als ein Lichtträger in der Finsternis des Heidentums, das Christentum zu verkünden.
Wir hoffen und wünschen uns, dass die große Kontinuität und der Teamgedanke im St.-Martin-Verein Sonsbeck e.V. auch künftig erhalten bleibt, um das Martinsbrauchtum in Sonsbeck nicht nur zu erhalten, sondern weiter zu fördern.
Das Martinsfest in Sonsbeck
Wahrscheinlich seit weit über 100 Jahren (Aufzeichnungen liegen durch Kriegseinwirkung erst ab dem Jahr 1945 vor) hat das Fest des heiligen Martin in Sonsbeck einen besonderen Stellenwert.
Alljährlich zieht Sankt Martin im November durch Sonsbeck. Es ist immer der Samstag im November, der dem Beisetzungstag des hl. Martin, dem 11. November, am nächsten kommt.
Sankt Martin wird begleitet von zwei Pagen, der Freiwilligen Feuerwehr mit Pechfackeln, gefolgt von Kindern mit selbst gebastelten Fackeln (Laternen), Erwachsenen mit Kleinkindern und vielen fleißigen Helfern.
Diese kleinen „Kunstwerke“ werden jedes Jahr mit viel Phantasie und Liebe in den Schulen und Kindergärten gestaltet. Begleitet von Musikkapellen tragen die Kinder ihre Fackeln am Martinsabend durch die Straßen und singen die überlieferten Martinslieder.
Auf dem Alttorplatz wird im Scheine des Martinsfeuers die Bettlerszene mit der Mantelteilung nachgestellt. Die Kinder bekommen dann am Ende des Zuges die begehrte Martinstüte, die reichlich mit Leckereien gefüllt ist.