Neuer St. Martin zum großen Jubiläum

Der Martinszug in Sonsbeck ist diesmal ein ganz besonderer: Es handelt sich um den 70. Zug nach dem Krieg, der erstmals von Matthias Broeckmann angeführt wird. Damit alle kräftig mitsingen, wurde ein Liederheft herausgebracht.

Wenn Hans-Theo Vermöhlen, ehemaliger Vorsitzender des St.-Martin-Vereins Sonsbeck, die Mappe mit den vielen Unterlagen über den Martinszug öffnet, dann wird schnell klar: Der Zug in Sonsbeck hat eine lange Geschichte. Davon zeugt beispielsweise ein Dokument über die Genehmigung durch die britische Besatzungsmacht aus dem Jahr 1947. Doch bereits 1945 gab es den ersten Martinszug nach dem Krieg, organisiert vom damaligen Rektor der Volksschule, Lambert Janssen. Somit findet dieses Jahr bereits der 70. Nachkriegs-Martinszug statt. Heute wird mit dem stellvertretenden Bürgermeister Matthias Broeckmann ein ganz neuer Martin den Zug anführen, dem sich rund 2000 Leute anschließen werden. „Das ist ein schöner Einstand. Ich bin guter Dinge“, sagt der 48-Jährige voller Vorfreude. Lilly (8) und Jana (10) werden ihm als Paginnen zur Seite stehen.

Broeckmann tritt damit die Nachfolge von Hans-Paul Karmann an. Er hatte den „Job“ als Martin 23 Jahre lang gemacht – nicht ganz so lange wie der erste Martin, Johann Rütten, der 35 Jahre den Zug angeführt hat. Karmann hatte sich dafür jedes Jahr von August an einen Bart wachsen lassen – dieses Mal blieb der erstmal kurz. „Irgendwann muss gut sein“, findet der 70-Jährige.

Der Bettler hingegen ist seit Jahrzehnten der gleiche. „Ich fange an, den dritten Martin zu verschleißen“, sagt Gerd Mattissen, der seit rund 40 Jahren den Bettler gibt. Klar, dass es aus dieser langen Zeit die eine oder andere nette Anekdote zu erzählen gibt. Einmal, vor rund 25 Jahren, hat Mattissen das Mantelstück aus Versehen mit nach Hause genommen. Auf der Suche danach wurde er vorm Martinszug ein Jahr später in seinem Kleiderschrank fündig – und muss es seither unmittelbar nach dem Zug zurückgeben.

Auch über Martin Hans-Paul Karmann gibt es eine nette Geschichte. „Einmal wurde das Pferd auf der Hochstraße nervös. Auf einmal saß er fast unter dem Pferd, wir konnten ihn mit Mühe und Not wieder hochhieven“, erinnert sich Vermöhlen. Eine Szene, die Matthias Broeckmann bei seiner Martins-Premiere heute Abend hoffentlich erspart bleibt.

Damit in diesem Jahr auch kräftig mitgesungen wird, hat der Martins-Verein Liederhefte mit 13 typischen Martinsliedern herausgebracht, darunter zwei auf Platt. „Wir wollen altes und neues Liedgut sichern“, so Vermöhlen. Von der 1000er-Auflage wurden 350 Hefte der Grundschule zur Verfügung gestellt. Auch die Musikgruppen, die den Zug begleiten, und die 75 Sammler erhielten als Dankeschön für ihre Mühe ein Exemplar. Die übrigen wurden für zwei Euro angeboten. Und noch eine Neuerung gibt es zum runden Datum. Erstmals werden verschiedene Tüten für Kinder (rund 630) und Senioren (rund 500) ausgegeben. Einer der Unterschiede: Die Senioren kriegen – ganz nach ihren Vorlieben – Weckmänner mit, die Kinder ohne Rosinen.

Auch die traditionellen Ehrentüten gibt es auch diesmal wieder. Die bekommen Sonsbecker, die 90 Jahre und älter sind, geschenkt. Damit kommt in diesem Jahr auch erstmals der Ehrenvorsitzende Bertold Brey in den Genuss einer Ehrentüte. Er hat gerade seinen 90-Geburtstag gefeiert, rechtzeitig vor St. Martin.

Rheinische Post (erschienen: Samstag, 08. November 2014)

Pressebricht der Rheinischen Post als PDF